
Warum wir gendern? Die Frage lautet für uns eher: Warum nicht? Wir wollen mit unserem Angebot Menschen unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität ansprechen. Also haben wir uns dazu entschieden, zu gendern. Dem beliebten Sternchen ziehen wir allerdings den Doppelpunkt vor. Er gilt als leser:innenfreundlicher und ist zudem inklusiver, vor allem wenn er in Online-Texten verwendet wird. Blinde Menschen und Menschen mit Sehbehinderung nutzen Sprachausgabeprogramme. Diese Programme geben den Doppelpunkt sinnvoll wieder, indem sie an seiner Stelle eine kurze Sprechpause einfügen. Barrierefreiheit ist eben auch eine feine Sache.
Uns ist bewusst, dass wir mit unserer Entscheidung manche Menschen vor den Kopf stoßen werden, vor allem eher konservativ eingestellte. Das müssen wir aufgrund unserer soziokulturellen Verantwortung im Umgang mit Sprache in Kauf nehmen. Gerade in unserem Wirkungsbereich – Literatur, Kunst, Kultur – geht es doch darum, Grenzen zu überwinden und unsere Geschichten mit der Welt zu teilen. Einen Teil der Menschheit auszuschließen, vor allem einen so großen, wäre da doch eher kontraproduktiv.
Es ist nicht einfach – aber machbar!
Wir haben durchaus Verständnis für jene, die sich mit dem neuen Sprachgebrauch schwertun – zumal sich gendergerechte Sprache in der Entwicklung befindet und manchmal für umständliche Satzkonstruktionen sorgt. Es ist normal, dass wir vom einmal mühsam Gelernten nicht so gern abweichen und an Sprachregeln festhalten wollen. Die kognitive Anstrengung, sich davon freizumachen, ist nicht zu unterschätzen. Vielleicht haben wir auch einfach noch nicht die optimale Lösung gefunden. Möglicherweise gewinnen Expert:innen zukünftig neue Erkenntnisse, die wir dann für unsere Alltagspraxis fruchtbar machen.
Bis dahin arbeiten wir mit dem, was wir haben. Falls uns übrigens mal einen Fehler unterläuft oder wir etwas übersehen sollten, würden wir uns über konstruktive Kritik und die Möglichkeit freuen, es besser zu machen. Uns ist es auf jeden Fall ein Anliegen zu zeigen, dass die Kraft der Sprache einfache Kategorien wie richtig/falsch oder schön/hässlich sprengen kann. Und letztlich ist es doch so: Wir üben alle neuen Wörter und Strukturen so lange, durchs Lesen und Schreiben, bis sie sich irgendwann ganz natürlich anfühlen.