
Es gibt ein wirklich schönes Zitat von Stephen King. Es lautet: „To write is human; to edit is divine.“ Es wird oft übersetzt mit den Worten: „Schreiben ist menschlich, lektorieren ist göttlich.“ So ganz stimmt das aber nicht, denn Ihre Texte edieren Sie im besten Fall erst einmal selbst, bevor Sie sie ins Lektorat geben (falls das überhaupt vorgesehen ist). Also müsste der Satz lauten:
Zu schreiben ist menschlich, zu überarbeiten göttlich.
Stephen King
Warum aber ist das so? Die Überarbeitung ist der entscheidende Schritt beim Schreiben: Sie korrigieren Fehler und verpassen dem Text den letzten Schliff, bevor Sie ihn veröffentlichen. Weil dies einfacher gesagt ist als getan, geben wir Ihnen im Folgenden fünf Tipps für die effektive Überarbeitung Ihrer Texte.
1. Lassen Sie den Text ruhen
Das letzte Wort ist geschrieben und Sie wollen den Schwung nutzen, um gleich in die Überarbeitung zu gehen? Das ist keine gute Idee. Lassen Sie den Text lieber ruhen! Machen Sie selbst eine Pause oder widmen Sie sich anderen Aktivitäten. Ob Minuten, Tage oder Wochen: Mit Abstand sehen Sie Ihr Werk mit ganz neuen Augen. Ihnen werden Fehler auffallen, die Sie bis dahin übersehen haben. Möglicherweise stellen Sie fest, dass der Aufbau nicht ganz stimmig ist oder Sie bemerken stilistische Schwächen. Egal, um welche Form und welches Genre es sich handelt, Ihr Text wird auf jeden Fall von einer Ruhepause profitieren.
2. Streichen, streichen, streichen
So schmerzhaft es ist: Sie werden Ihren Text kürzen müssen. Vor allem Wiederholungen haben in den wenigsten Fällen etwas in ihrem Text verloren. Haben Sie keine Angst davor, ganze Abschnitte oder gar Kapitel zu streichen. Tut eine lieb gewonnene Passage nichts für Ihren Text, sollten Sie sie streichen. Das fühlt sich zugegebenermaßen furchtbar an, ist aber notwendig. Speichern Sie sie in einem extra Ordner – möglicherweise finden Sie zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen eines neuen Projekts Verwendung dafür.
3. Denken Sie an Ihr Publikum
Eine der wichtigsten Fragen beim Schreiben lautet: Wer ist Ihr Publikum? Wollen Sie Ihre Leserschaft erreichen und zufriedenstellen, orientieren Sie sich an ihren Bedürfnissen. Das bedeutet nicht, dass Sie sich verbiegen und Ihren Stil aufgeben sollen. Stellen Sie sich ihre ideale Leserschaft vor und überlegen Sie, was sie ihr unbedingt mit auf den Weg geben wollen. Indem Sie sich in Ihre Leser:innen hineinversetzen stellen Sie sicher, dass Sie ihre Sprache sprechen.
4. Verzichten Sie auf sperrige Synonyme
Sie kennen es vielleicht aus der Boulevardpresse (oder seichter Literatur): Sagen wir, es geht um eine Sängerin namens Minnie Mix und ihr neues Album. Um den Namen oder die Profession nicht ständig zu wiederholen, verwenden die Autor:innen völlig übertriebene Synonyme – zum Beispiel die begeisterte Hobby-Anglerin, die gebürtige Bielefelderin, der Blondschopf, die Ex-Pflegekraft, und so weiter und so fort. Lassen Sie das! Es reicht völlig, wenn sie das Personalpronomen verwenden: sie. Dasselbe gilt für Synonyme im Allgemeinen. Übertreiben Sie es nicht. Nutzen Sie Synonyme nur dann, wenn Sie wirklich etwas zum Informationsgehalt beitragen und verzichten Sie auf hochgestochene Formulierungen, Fremdwörter oder unnötige Neologismen.
5. Nutzen Sie Hilfsmittel
Es gibt Menschen, die behaupten: Wer einen Thesaurus nutzt, kann gar nicht richtig schreiben. Das ist totaler Quatsch! Wenn sie alleine nicht vorankommen und kein Budget (oder keine Zeit) für ein Lektorat haben, nutzen Sie Ressourcen aus dem Internet oder dem Buchhandel. Mit dem Duden Mentor prüfen Sie beispielsweise nicht nur die Rechtschreibung; Sie erhalten darüber hinaus Hinweise auf Wortdopplungen und bekommen Synonymvorschläge. Eine andere Möglichkeit ist die Schreibsoftware Papyrus. Es gibt aber auch zahlreiche kostenlose Tools im Internet, so etwa LanguageTool für die Rechtschreibprüfung oder das Blablameter für die Stilprüfung. Außerdem gibt es zahlreiche Ratgeber und Blogs mit nützlichen Tipps – so wie diesen hier!
Wir hoffen, dass wir Ihnen die Angst vor der Überarbeitung Ihrer Texte nehmen konnten. Vielleicht haben wir Ihnen sogar Lust darauf gemacht! Ja, die Überarbeitung ist mühsam. Doch sie lohnt sich nicht nur für den jeweiligen Text: Das Überarbeiten ist genauso wichtig wie das Schreiben selbst. Wenn Sie sich als Autor:in weiterentwickeln möchten, müssen Sie Ihre Texte auch aufmerksam lesen. Nun aber ran an die Arbeit und viel Spaß dabei!